Junge Frau sitzt auf dem Bett und tippt am Smartphone
Hilfe, ich bin smartphonesüchtig (Bild: sasamihajlovic - stock.adobe.com)

Ratgeber Smartphone Hilfe, ich bin smartphonesüchtig

Haben Sie schon einmal etwas von dem Begriff „Digital Detox“ gehört? Nein? Ich auch nicht, bis mich letztens ein Freund fragte, ob ich Lust hätte, für ein Wochenende aufs Land zu fahren – ohne Handy und ohne Internet. „Dann machen wir uns einfach ein entspanntes Digital-Detox-Wochenende ohne Smartphone.“ Ich war neugierig und ließ mich auf sein Vorhaben der „digitalen Entgiftung“ ein. Doch schon in den ersten drei Stunden ohne Smartphone plagten mich erste Entzugserscheinungen. Mir war langweilig und ich war nervös. Ständig fragte ich mich, was passiert, wenn mich jemand unbedingt erreichen muss. Es könnte doch wichtig sein. Und nach weiteren Minuten ohne meinen digitalen Freund, mit dem ich regelmäßig auf Facebook, Instagram oder Snapchat unterwegs bin, war mir klar: „Ich bin süchtig. Nach meinem Smartphone.“

Wenn das Smartphone gefährlich wird…

Doch damit bin ich nicht alleine: Laut einer aktuellen Studie der Bundesregierung sind knapp 600.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 24 Jahren internetsüchtig. Internet- und Smartphone-Sucht hängen unmittelbar zusammen. 66 Prozent der Deutschen nutzen das Internet mobil mit Hilfe eines Smartphones.

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Doch wann gilt jemand überhaupt als süchtig und welche Symptome äußern sich bei Betroffenen?

Eine Gruppe von Jugendlichen sitzt am Tisch. Alle schauen auf ihr Smartphone.
Smartphonesüchtig (Bild: zinkevych - stock.adobe.com)

Falk Kiefer von der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie hat eine Reihe von Symptomen ausfindig gemacht, um eine potentielle Internetsucht zu erkennen.

„Häufig lassen die Leistungen von Betroffenen in der Schule nach oder sie ziehen sich von Familie und Freunden zurück und verlieren die Kontrolle“, so Kiefer in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur.

Wie erkenne ich meine „Sucht“?

Die Jugend- und Drogenberatung (Drobs) aus Braunschweig nennt dazu in einem Artikel der Braunschweiger Zeitung neun konkrete Anhaltspunkte. Damit von einer Sucht gesprochen werden kann, müssen aber mehrere Kriterien gleichzeitig zutreffen.

  1. Das Verlangen, am Handy oder Computer, zu spielen ist unwiderstehlich.
  2. Betroffene erleben einen Kontrollverlust und können Beginn und Ende des Konsums nicht mehr steuern.
  3. Unternehmungen, den Konsum zu reduzieren, sind vergeblich.
  4. Das Smartphone oder der Computer werden aktiv zum Stressabbau eingesetzt.
  5. Setzt der Konsum aus, kommt es zu psychischem oder physischem Unwohlsein.
  6. Ausbildung, Beruf und soziale Kontakte werden vernachlässigt.
  7. Negative Begleiterscheinungen werden ignoriert.
  8. Das Smartphone kontrolliert die Gedanken- und Gefühlswelt.
  9. Mahlzeiten werden ausgelassen oder unregelmäßig eingenommen.

Ich bin statistisch gesehen besonders anfällig für eine Internet- oder Smartphone-Sucht, weil ich zur Generation Y gehöre. Wir sind die, die mitten in der digitalen Revolution aufgewachsen sind.

Natürlich ist an der „Abhängigkeit vom Handy“ aber nicht alles schlecht. Aus eben meiner Generation haben sich auch neue Berufsbilder und Möglichkeiten entwickelt.

Zum Beispiel gibt es heute in Social Media „Blogger“ oder „Influencer“, die vor allem von jungen Erwachsenen akzeptiert werden. Ich habe mich deshalb mit jemandem getroffen, der zum Thema Smartphonesucht noch mehr sagen kann als ich.

Medienmanagement-Studentin Theresa ist 22 Jahre alt und kommt aus Hannover. Sie betreut den Instagram-Kanal hannoverlife mit fast 13.000 Followern. Um mehr über ihre Gewohnheiten und Motive zum Thema Smartphone und Internet zu erfahren, habe ich sie interviewt.

Theresa, würdest du dich als Influencerin beschreiben?

Nein. Ich finde, dass der Begriff leicht bedrohlich und hochgestochen klingt. Es ist nicht mein Ziel, Menschen zu beeinflussen. Viel eher möchte ich mit kreativem Content inspirieren. Deswegen würde ich mich eher als „Kreativschaffende“ auf Instagram beschreiben.

Du bist für hannoverlife täglich online und kreierst Inhalte. Hast du das Gefühl, smartphonesüchtig zu sein?

Ich würde sagen, dass ich einen gesunden Umgang mit meinem Smartphone pflege. Es ist wichtig zu unterscheiden, dass das Smartphone ein wesentliches Arbeitsinstrument für mich ist. Wenn ich Zeit mit Freunden und der Familie verbringe, gehört es für mich zum guten Umgang und Respekt, nicht immer aufs Smartphone zu gucken, sondern mich auf meinen Gegenüber zu konzentrieren.

Und was sagst du zur Problematik immer und überall online?

Ein großes Problem unserer jungen Generation ist, dass das Smartphone meist die Relevanz des Gesprächspartners übertrumpft. Besonders dadurch, weil viele diese „fear of missing out“ haben - also die Angst, etwas zu verpassen. Aber was könnte schlimmer sein, als das reale Leben um sich herum zu verpassen?

Für viele findet die Realität hauptsächlich auf dem Smartphone-Bildschirm statt. Deswegen finde ich es umso wichtiger, dass jungen Menschen ein gesunder Umgang mit dem Smartphone beigebracht wird – sei es durch das Elternhaus, Freunde oder in der Schule.

Gönnst du dir gelegentlich Smartphone-Pausen?

In der Regel habe ich mein Smartphone immer an und bin erreichbar. Für ein paar Stunden lasse ich es aber schon mal liegen, wenn ich verabredet bin, Veranstaltungen besuche oder wenn ich lese.

Aber ich sage jetzt nicht, dass ich mein Smartphone ausschalte und willentlich eine Pause einlege. Diese Pause passiert einfach, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Und die Welt geht nicht unter, wenn man mal nicht erreichbar ist – wenn etwas wichtig ist, meldet sich derjenige ein zweites Mal.

Ich fasse also zusammen: auf den Körper hören – auch beim Thema Smartphone

Ich kann mir nach meinem Interview ein Beispiel an Theresa nehmen. Ich muss nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche online sein. Krampfhaft verzichten ist aber häufig auch keine Lösung. Vielmehr genügt das Mittelmaß.

Wer merkt, dass drei Stunden ohne Smartphone sehr schwer zu bewältigen sind, sollte sich regelmäßig kleine Offline-Zeiten erteilen. Egal ob „kein Handy bei den Mahlzeiten“ oder „ab 21 Uhr wird das Handy ausgeschaltet“: Möglichkeiten gibt es viele.

Mittlerweile gibt es sogar eine Reihe von „Online-Weckern“, die die tägliche Zeit am Smartphone aufzeichnen und den Nutzer vor übermäßigem Konsum warnen. Eine tolle Sache, die ich vielleicht auch in Anspruch nehmen sollte.